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    Alle Datenjahre sowie weitere Informationen und Kennzahlen zum Indikator (z.B.: absolute Werte)
Alter zum Betreuungsbeginn nach Migrationshintergrund in KiTas

Das Angebot des frühkindlichen Bildungssystems in Form von Plätzen und Stundenumfängen ist geringer als die Elternbedarfe. Dieser Trend bleibt trotz des stetigen quantitativen Ausbaus des frühkindlichen Bildungssystems bestehen, da gleichzeitig ein Zuwachs der Betreuungswünsche von Eltern beobachtbar ist. Der daraus resultierende Mangel an KiTa-Plätzen hat Auswirkungen auf die Zugangschancen zum frühkindlichen Bildungssystem. Die KiTa ist häufig das erste von Kindern in Anspruch genommene institutionelle Bildungsangebot. Damit kommt ihr eine wichtige Funktion für die Integration, Bildung und Teilhabe an der Gesellschaft sowie der Förderung des Spracherwerbs von allen Kindern zu (vgl. Peter/Spieß 2015; s. methodische Hinweise). Durch die höhere Nachfrage als das KiTa-Platz-Angebot ist der Zugang zum ersten institutionellen Bildungssystem für einige Kinder erschwert. 

Eine sich unterscheidende Inanspruchnahme zeigt sich vor allem im Nutzungsverhalten von Eltern mit und ohne Migrationshintergrund. Deutlich wird, dass Kinder mit Migrationshintergrund in der Kindertagesbetreuung unterrepräsentiert sind. Die geringere Nutzung bildet dabei keinen geringeren Bedarf ab, sondern deutet auf erschwerte Zugänge für Familien mit Migrationsgeschichte hin. Dabei spielen multiple Herausforderungen eine Rolle.  

Die jüngst veröffentlichte Studie ‚Discrimination on the Child Care Market‘ (Hermes et al. 2023) zeigt, dass diskriminierende Praktiken im frühkindlichen Bildungsbereich bestehen, die die Suche und Inanspruchnahme von Bildungsangeboten der frühkindlichen Bildung für Familien mit Migrationshintergrund erschweren (ebd., 1ff.). Die beobachtbaren Unterscheidungspraktiken der Einrichtungen werden durch die Verwendung von Familiennamen sichtbar, mit denen Zuwanderungsgeschichten assoziiert werden (ebd., 25).  

Zusätzlich können Zugangsbarrieren identifiziert werden, die auf Seiten der Familien mit Migrationshintergrund vorliegen (SVR 2023, 4). So können die Beantragung einer Kindertagesbetreuung sowie die finanzielle Belastung für einen KiTa-Platz mögliche Zugangsbarrieren darstellen (ebd.). Fraglich ist jedoch, ob die geringe Inanspruchnahme von Angeboten der frühkindlichen Bildung weniger durch den Migrationshintergrund als stärker durch den sozio-ökonomischen Status bedingt ist. Die Untersuchung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2023) zeigt, dass Familien, die mehrere Merkmale potenzieller Benachteiligung aufweisen, weniger häufig einen KiTa-Platz nutzen. Potenzielle Merkmale von Benachteiligung sind beispielsweise: armutsgefährdete Familien, Familien ohne akademischen Hintergrund oder Mütter, die nicht in Lohnarbeit sind (Huebener et al. 2023, 40).  

Aus dieser Erkenntnis können unterschiedliche Maßnahmen abgeleitet werden, die die Zugänge zu KiTa-Plätzen erleichtern. Dazu gehört zum Beispiel der weitere Ausbau von KiTa-Plätzen. Ein bedarfsgerechtes Platzangebot in Wohnortnähe könnte für sozioökonomisch benachteiligte Familien eine Verbesserung darstellen. Zusätzliche Unterstützungs- und Informationsangebote helfen Familien in Bewerbungsprozessen und ermöglichen einen niederschwelligen Zugang in Frühkindliche Bildungssysteme (ebd., 42ff.). Zusätzliche Strukturen in KiTas können ebenfalls Zugangsbarrieren abbauen, wie die Durchführung interkultureller Elternbildung in KiTas (Lokhande 2014). 

Ob es auch Unterschiede beim Alter der Aufnahme in die aktuell besuchte KiTa zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund gibt, kann anhand des vorliegenden Indikators analysiert werden. Auswertungen zum Alter des Betreuungsbeginns in der Kindertagespflege nach Migrationshintergrund sind hier zu finden. 
  
Weitere Daten und Informationen zu diesem Indikator finden Sie in der Datei „Download Daten“ unter dem Zeitstrahl.   

Im Rahmen der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik wird die Anzahl der Kinder mit und ohne Migrationshintergrund in KiTas und in Kindertagespflege erfasst. Unter Kindern mit Migrationshintergrund werden hier Kinder verstanden, von denen mindestens ein Elternteil ausländischer Herkunft ist.  Hierbei darf nicht übersehen werden, dass mittels der KJH-Statistik eine Kategorisierung von Kindern vorgenommen wird, die als “Othering” bezeichnet werden könnte und kritisch zu sehen ist (Siouti et al., 2022). Unter anderem weil das statistische Merkmal “Migrationshintergrund, eine starke Vereinfachung ist, die die Heterogenität der auf diese Weise erfassten Gruppe an Kindern hinsichtlich ihrer (sozio-)ökonomischen und sozialen Lebenslage, Kultur und Biografie nicht widerspiegeln kann. Dazu darf die Kategorisierung: mit und ohne Migrationshintergrund keinesfalls zu einer erkenntnistheoretischen oder fachpraxisnahen verändernden Zuschreibung führen. Kritisch denkend, gibt das Merkmal jedoch wertvolle Hinweise über strukturelle Bildungsbenachteiligung in deutschen Bildungsinstitutionen. Denn KiTas bzw. Kindertagespflegestellen haben eine besondere Funktion bei der Erweiterung des individuellen kindlichen Sprachrepertoires, die die Bildungsbiografie beeinflusst.    

Ab dem Erhebungsjahr 2014 wird das Merkmal „Aufnahmemonat und -jahr des Kindes in das aktuell genutzte Betreuungsangebot“ erfasst, sodass rückblickend vom Stichtag 1.3. monatsgenau abgebildet werden kann, in welchen Monaten – und demnach in welchem Alter - die Kinder in das aktuell besuchte FBBE-Angebot aufgenommen wurden. Es geht bei diesem Indikator also nicht um das Alter zum allgemeinen Betreuungsbeginn, sondern es kann nur ausgewertet werden, wie alt das jeweilige Kind bei der Aufnahme in die aktuell besuchte KiTa oder Kindertagespflege gewesen ist. Die Inanspruchnahme vorheriger FBBE-Angebote wird hierbei nicht berücksichtigt. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass in der Auswertung der Kinder in KiTas im Jahr 2016 Kinder, die zu Beginn ihrer Betreuung unter einem Monat alt waren, nicht in die Analyse miteinbezogen werden.   
  
Für das Datenjahr 2020 gilt: Aufgrund der zeitweiligen Schließung bzw. des eingeschränkten Betriebs der Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen durch die Corona-Pandemie konnten einige Einrichtungen ihre Daten nicht rechtzeitig übermitteln. Bei den vorliegenden Daten muss von einer Untererfassung von ca. 50 KiTas mit ca. 2.000 betreuten Kindern und dem jeweiligen Personal ausgegangen werden.   

Hinsichtlich des Datenjahres 2021 ist davon auszugehen, dass es aufgrund der zeitweiligen Schließung bzw. des eingeschränkten Betriebs von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung und von Horten durch die Corona-Pandemie teilweise zu größeren Abweichungen zwischen den Daten der amtlichen Statistik und dem Ist-Zustand kommt. Beispielsweise sind die tatsächlichen Betreuungszeiten von Kindern in vielen Einrichtungen vermutlich weit geringer, als sie im Betreuungsvertrag laut amtlicher Statistik vereinbart sind. Diese Abweichungen sind bei der Interpretation der hier ausgewiesenen Daten zu berücksichtigen. Weitere Informationen hierzu finden Sie hier.  

Quelle  

Daten ab 2023: 
FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie statistisches Bundesamt, Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege, verschiedene Jahre; berechnet vom Österreichischen Institut für Familienforschung an der Universität Wien. 

Daten 2018 bis 2022:   
FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie statistisches Bundesamt, Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege, verschiedene Jahre; berechnet vom LG Empirische Bildungsforschung der FernUniversität in Hagen.  

Daten 2017:  
FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie statistisches Bundesamt, Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege, 2017; Berechnungen der Bertelsmann Stiftung, 2018.  

Daten bis 2016:  
FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder sowie statistisches Bundesamt, Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege, 2016; Berechnungen des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund, 2017.  

Literatur  
BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Bildung in Deutschland 2022. Ein indikatorengestützer Bericht mit einer Analyse zum Bildungspersonal. Wbv: Bielefeld. [online] URL: Bildung in Deutschland 2022 — Bildungsbericht - DE abgerufen am 06.11.2023.

Hermes Hennig/Lergetporer, Philipp/Mierisch, Fabian/Wiederhold, Simon (2023): Discrimination on the Child Care Market. A Nationwide Field Experiment. IZA Discussion Paper No. 16082, Bonn. [online] URL: Discrimination on the Child Care Market: A Nationwide Field Experiment (iza.org) abgerufen am 06.11.2023.

Huebener, Mathias/Schmitz, Sophia/Spieß, Katharina/Binger, Lina (2023): Frühe Ungleichheiten. Zugang zu Kindertagesbetreuung aus bildungs- und gleichstellungspolitischer Perspektive. [online] URL: 20728.pdf (fes.de)

Lokhande, Mohini (2014): Kitas als Brückenbauer. Interkulturelle Elternbildung in der Einwanderungsgesellschaft. Policy Brief herausgegeben vom Forschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Berlin. 

Peter, Frauke/Spieß, C. Katharina (2015): Kinder mit Migrationshintergrund in Kindertageseinrichtungen und Horten: Unterschiede zwischen den Gruppen nicht vernachlässigen! in: DIW-Wochenbericht, ISSN 1860-8787, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, Vol. 82, Iss. 1/2, S. 12-21.  

SVR – Sachverständigen Rat für Integration und Migration (2023): Integrationsmotor Kita. Wie gut ist die frühkindliche Betreuung auf den Normalfall Vielfalt eingestellt? [online] URL: SVR-Kurzinformation: Integrationsmotor Kita (svr-migration.de) abgerufen am 06.11.2023.