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    Alle Datenjahre sowie weitere Informationen und Kennzahlen zum Indikator (z.B.: absolute Werte)
Betreuungsumfang nach Migrationshintergrund in Kindertagespflege

Kinder in Deutschland werden in eine Einwanderungsgesellschaft sozialisiert. Eine historische Betrachtung zeigt, dass Migrationsbewegungen nach Deutschland zunehmen (Statistische Bundesamt 2022). Mit dem Migrationsphänomen steigt die Anzahl der Kinder, die gemäß der Kinder- und Jugendhilfestatistik einen Migrationshintergrund haben. Im Jahr 2022 weisen 41,6 % aller Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund auf (Bundeszentrale für politische Bildung 2023). Die Erhebungen des Betreuungsumfangs nach Migrationshintergrund könnte empirisch zeigen, ob strukturelle Unterschiede zwischen der Inanspruchnahme der wöchentlichen Betreuungszeiten in Einrichtungen der Kindertagespflege von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund bestehen. 

Der strukturelle Ausbau des Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungssystems der frühen Kindheit und die Inanspruchnahme von Betreuungszeiten nehmen zu. Kinder verbringen immer mehr Zeit in Institutionen der frühen Kindheit. Damit einher lassen sich steigende Anforderungen an das System der Kindertagespflege beobachten. Einrichtungen der Kindertagespflege erfahren einen Zuwachs an Aufgaben, um kindgerechte Entwicklungsprozesse zu ermöglichen und Bildungschancen zu stärken (El-Mafaalani 2022). Eine hohe Qualität des Kindertagespflege-Angebotes die sich beispielsweise durch anregende und vielfältig pädagogische Angebotsstrukturen auszeichnet, bildet dafür die notwendige Voraussetzung (BMFSFJ 2016, 8). Mit dem Zuwachs an qualitativen Standards steigen die Kompetenzanforderungen an pädagogische Fachkräfte. Hinsichtlich der pädagogischen Arbeit mit Kindern mit Migrationsgeschichte sind interkulturelle Kompetenzen von herausragender Wichtigkeit, damit die KiTa als erster institutioneller Lebens- und Lernort nicht die Herstellung von Differenzlinien und Ungleichheiten reproduziert und so zur strukturellen Bildungsbenachteiligung beiträgt (Panagiotopoulou 2020, 73f.). 

Weitere Daten und Informationen zu diesem Indikator finden Sie in der Datei „Download Daten“ unter dem Zeitstrahl. 

Im Rahmen der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik wird die Inanspruchnahme von Betreuungsangeboten von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund erfasst. Ein Migrationshintergrund wird den Kindern zugeschrieben, von denen mindestens ein Elternteil ausländischer Herkunft ist. Zudem wird erhoben, ob in der Familie vorrangig Deutsch oder nicht Deutsch gesprochen wird. Hierbei darf nicht übersehen werden, dass mittels der KJH-Statistik eine Kategorisierung von Kindern vorgenommen wird, die als “Othering” bezeichnet werden könnte und kritisch zu sehen ist (Siouti et al., 2022). Unter anderem weil das statistische Merkmal “Migrationshintergrund, eine starke Vereinfachung ist, die die Heterogenität der auf diese Weise erfassten Gruppe an Kindern hinsichtlich ihrer (sozio-)ökonomischen und sozialen Lebenslage, Kultur und Biografie nicht widerspiegeln kann. Dazu darf die Kategorisierung: mit und ohne Migrationshintergrund keinesfalls zu einer erkenntnistheoretischen oder fachpraxisnahen verändernden Zuschreibung führen. Kritisch denkend, gibt das Merkmal jedoch wertvolle Hinweise über strukturelle Bildungsbenachteiligung in deutschen Bildungsinstitutionen.  Die unterschiedlichen Betreuungszeiten der Kinder in KiTas und Kindertagespflege ab dem Jahr 2006 sind im Indikator „Betreuungsumfang in Kindertagespflege" nach Altersgruppen dargestellt.

Folglich können die vertraglich vereinbarten Betreuungszeiten sowohl für die Kinder mit als auch für die Kinder ohne Migrationshintergrund ausgewertet werden. Diese Daten werden bei dem vorliegenden Indikator ab 2017 für Kinder unter drei Jahren, ab drei Jahren bis zum Schuleintritt und für Schulkinder unter elf Jahren dargestellt. 

Hinsichtlich des Datenjahres 2021 ist davon auszugehen, dass es aufgrund der zeitweiligen Schließung bzw. des eingeschränkten Betriebs von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung und von Horten durch die Corona-Pandemie teilweise zu größeren Abweichungen zwischen den Daten der amtlichen Statistik und dem Ist-Zustand kommt. Beispielsweise sind die tatsächlichen Betreuungszeiten von Kindern in vielen Einrichtungen vermutlich weit geringer, als sie im Betreuungsvertrag laut amtlicher Statistik vereinbart sind. Diese Abweichungen sind bei der Interpretation der hier ausgewiesenen Daten zu berücksichtigen.

Weitere Informationen hierzu finden Sie hier

Quelle 

Daten ab 2017:  

FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege, verschiedene Jahre; berechnet vom LG Empirische Bildungsforschung der FernUniversität in Hagen und der Bertelsmann Stiftung.   

Literatur:  

Biedinger, Nicole (2020): Einleitung. In: Biedinger, Nicole (Hrsg.): Was Eltern und Fachkräfte bewegt. Ein Überblick über die vorschulische Bildung in Deutschland. Barbara Budrich: Opladen, Berlin, Toronto. S. 7-10. 

BMFSFJ - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2016): Gleiche Chancen durch frühe Bildung. Gute Ansätze und Herausforderungen im Zugang zur Kindertagesbetreuung. [online] URL: Gleiche Chancen durch frühe Bildung (bmfsfj.de) abgerufen am 30.10.2023.  

Bundeszentrale für politische Bildung (2023): Bevölkerung mit Migrationshintergrund. [online] URL: Bevölkerung mit Migrationshintergrund | Die soziale Situation in Deutschland | bpb.de abgerufen am: 27.10.2023. 

El-Mafaalani, Aladin (2022): KiTas und Grundschulen sind die wichtigsten Einrichtungen. [online] URL: "KiTas und Grundschulen sind die wichtigsten Bildungseinrichtungen" (nifbe.de) abgerufen am 30.10.2023