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Kinder nach Migrationshintergrund in Kindertagesbetreuung
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Kinder und Jugendliche wachsen heutzutage zunehmend in einer multikulturellen Gesellschaft auf und dies insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Anzahl an Kindern mit Fluchtgeschichte in Deutschland. Als häufig erstes von Kindern in Anspruch genommenes institutionelles Bildungsangebot kommt der Kindertageseinrichtung dabei eine wichtige Funktion für die Integration, Bildung und Teilhabe an der Gesellschaft und der Förderung des Spracherwerbs von Kindern mit einem Migrationshintergrund zu (vgl. Peter/Spieß 2015; s. methodische Hinweise). Laut Riedel und Lüders (2016) wird dem Rechtsanspruch auf einen KiTa-Platz für Geflüchtete bisher von politischer Seite eine geringe Priorität eingeräumt, obwohl der Besuch einer KiTa für die Entwicklung, Integration und Teilhabe der Kinder einen hohen Stellenwert hat. So belegen empirische Studien, dass sich der Besuch einer qualitativ hochwertigen KiTa positiv auf die Entwicklung und Kompetenzen des Kindes auswirkt (vgl. zum Forschungsstand: Anders 2013). Dieser Effekt gilt auch für Kinder mit Migrationshintergrund (vgl. z. B. Becker/Tremel 2006; Biedinger/Becker 2010). Dennoch sind Kinder mit Migrationshintergrund in der Kindertagesbetreuung nach wie vor unterrepräsentiert. 
 
Diese Unterrepräsentanz lässt die Frage aufkommen, aus welchen Gründen es trotz empirisch belegter hoher Bildungsaspirationen der Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund (vgl. Barz u. a. 2015; Berg-Lupper 2006: 98; Neumann 2005: 185ff.) zu dieser unterschiedlichen Inanspruchnahme von frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung im Vergleich zu Kindern ohne Migrationshintergrund kommt. Der bisherige Forschungsstand zu diesem Thema zeigt, dass nach wie vor diverse Zugangsbarrieren sowohl aufseiten der Institutionen als auch auf Seiten der Familien mit und ohne Migrationshintergrund vorliegen (vgl. Lokhande 2013; Neumann 2005: 185ff.). Dies können zum Beispiel Einstellungen und Normen der Familie, Kosten für die Kindertagesbetreuung, die Entfernung zur KiTa, religiöse Vorstellungen, Informationsbedarf und Transparenz, Angst vor Entfremdung, Bewertung und wahrgenommene Qualität von Erziehung und Betreuung, Trägerschaft der KiTa, die sprachlich-kulturelle Zusammensetzung und die interkulturellen Kompetenzen des Personals sein. Studien zeigen jedoch auch, dass für viele dieser von Eltern genannten Gründe nicht der Migrationshintergrund, sondern vielmehr die geringe Schulbildung der Eltern sowie deren Erwerbstätigkeit ausschlaggebend ist (vgl. Lokhande 2013; Peter/Spieß 2015). Eine Möglichkeit des Abbaus der genannten Zugangsbarrieren kann in der Durchführung interkultureller Elternbildung in KiTas gesehen werden (vgl. Lokhande 2014). 

Weitere Daten und Informationen zu diesem Indikator finden Sie in der Datei „Download Daten“ unter dem Zeitstrahl. 

Im Rahmen der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik wird die Anzahl der Kinder mit oder ohne Migrationshintergrund in KiTas und in Kindertagespflege erfasst. Ein Migrationshintergrund wird den Kindern zugeschrieben, von denen mindestens ein Elternteil ausländischer Herkunft ist. Zudem wird erhoben, ob in der Familie vorrangig Deutsch oder nicht Deutsch gesprochen wird. Hierbei darf nicht übersehen werden, dass die auf diese Weise erfasste Gruppe an Kindern mit Migrationshintergrund eigentlich sehr heterogen hinsichtlich ihrer (sozio-)ökonomischen und sozialen Lebenslage, Kultur, etc. ist. 
Um die Inanspruchnahme von Kindertagesbetreuung von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund in der Bevölkerung abbilden und somit migrationsspezifische Teilhabequoten auf Ebene der Bundesländer berechnen zu können, wird seitens des Statistischen Bundesamtes auf die Daten des Mikrozensus und der Bevölkerungsstatistik zurückgegriffen und die migrationsspezifischen Teilhabequoten berechnet (vgl. Böttcher u. a. 2010). Aufgrund von zu schwachen Besetzungszahlen in mindestens einer der beiden interessierenden Altersgruppen im Saarland, Hamburg, Bremen sowie Berlin und den fünf neuen Bundesländern werden die migrationsspezifischen Teilhabequoten dieser Länder nicht einzeln ausgewiesen. Die Teilhabequote für Ostdeutschland insgesamt kann hingegen abgebildet werden. 

Darüber hinaus ist zu beachten, dass die zeitliche Vergleichbarkeit ab dem Datenjahr 2020 durch Änderungen in der Erhebungsdurchführung, der Methodik und der technischen Unterstützung im Mikrozensus mit den Datenjahren vor 2020 eingeschränkt ist. Weitere Informationen finden Sie hier.  

Außerdem ist für das Datenjahr 2020 zu berücksichtigen, dass aufgrund der zeitweiligen Schließung bzw. des eingeschränkten Betriebs der Kindertageseinrichtungen durch die Corona-Pandemie einige Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen ihre Daten nicht rechtzeitig übermitteln konnten. Bei den entsprechenden Daten muss von einer Untererfassung von ca. 50 KiTas mit ca. 2.000 betreuten Kindern und dem jeweiligen Personal ausgegangen werden. 
Weitere methodische Erläuterungen sind zu finden unter „Monitor“. 

Hinsichtlich des Datenjahres 2021 ist davon auszugehen, dass es aufgrund der zeitweiligen Schließung bzw. des eingeschränkten Betriebs von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung und von Horten durch die Corona-Pandemie teilweise zu größeren Abweichungen zwischen den Daten der amtlichen Statistik und dem Ist-Zustand kommt. Beispielsweise sind die tatsächlichen Betreuungszeiten von Kindern in vielen Einrichtungen vermutlich weit geringer, als sie im Betreuungsvertrag laut amtlicher Statistik vereinbart sind. Diese Abweichungen sind bei der Interpretation der hier ausgewiesenen Daten zu berücksichtigen. Weitere Informationen hierzu finden Sie hier.  

Quelle 

Daten ab 2018: 
Statistisches Bundesamt: Sonderauswertung, Wiesbaden, verschiedene Jahre [am 09.10.2023 abgerufen unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Kindertagesbetreuung/Tabellen/liste-betreuungsquote-migration-unter6jahren-nach-laendern.html]; zusammengestellt vom LG Empirische Bildungsforschung der FernUniversität in Hagen und der Bertelsmann Stiftung.  

Daten bis 2017: 
Statistisches Bundesamt: Sonderauswertung, Wiesbaden, verschiedene Jahre [Daten 2017 am 05.03.2018 abgerufen]; zusammengestellt vom Forschungsverbund DJI/TU Dortmund und der Bertelsmann Stiftung, 2018.  

Literatur 
Anders, Yvonne (2013): Stichwort: Auswirkungen frühkindlicher institutioneller Betreuung und Bildung, in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaften, Volume 16, Issue 2, 2013, S. 237-275. 

Barz, Heiner/Barth, Katrin/Cerci-Thomas, Merak/Dereköy, Zeynep/Först, Mareike/Le, Thi Thao/Mitchnik, Igor (2015): Große Vielfalt, weniger Chancen. Eine Studie über die Bildungserfahrungen und Bildungsziele von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Ergebnisse des Forschungsprojekts „Bildung, Milieu & Migration“ der Abteilung für Bildungsforschung und Bildungsmanagement an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Gefördert von der Stiftung Mercator und der Vodafone Stiftung Deutschland. Essen. 

Becker, Rolf/Tremel, Patricia (2006): Auswirkungen vorschulischer Kinderbetreuung auf die Bildungschancen von Migrantenkinder, in: Soziale Welt 57, S. 397-418. 

Berg-Lupper, Ulrike (2006): Kinder mit Migrationshintergrund. Bildung und Betreuung von Anfang an?, in: Bien, Walter/Rauschenbach, Thomas/Riedel, Birgit (Hrsg.) (2006): Wer betreut Deutschlands Kinder? DJI-Kinderbetreuungsstudie. Weinheim/Basel, S. 83-104. 

Biedinger, Nicole/Becker, Birgit (2010): Frühe ethnische Bildungsungleichheit: Der Einfluss des Kindergartenbesuchs auf die deutsche Sprachfähigkeit und die allgemeine Entwicklung, in: Becker, Birgit/Reimer, David (Hrsg.): Vom Kindergarten bis zur Hochschule. Die Generierung von ethnischen und sozialen Disparitäten in der Bildungsbiographie. Wiesbaden, S. 49-79. 

Böttcher, Annica/Krieger, Sascha/Kolvenbach, Franz-Josef (2010): Kinder mit Migrationshintergrund in Kindertagesbetreuung, in: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2010): Wirtschaft und Statistik 2/2010. Wiesbaden, S. 158-164. 

Lokhande, Mohini (2014): Kitas als Brückenbauer. Interkulturelle Elternbildung in der Einwanderungsgesellschaft. Policy Brief herausgegeben vom Forschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Berlin. 

Lokhande, Mohini (2013): Hürdenlauf zur Kita: Warum Eltern mit Migrationshintergrund ihr Kind seltener in die frühkindliche Tagesbetreuung schicken. Policy Brief herausgegeben vom Forschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Berlin. 

Neumann, Ursula (2005): Kindertagesangebote für unter sechsjährige Kinder mit Migrationshintergrund, in: Sachverständigenkommission Zwölfter Kinder- und Jugendbericht (Hrsg.) (2005): Materialien zum Zwölften Kinder- und Jugendbericht, Band 1: Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern unter sechs Jahren. München, S. 175-221. 

Peter, Frauke/Spieß, C. Katharina (2015): Kinder mit Migrationshintergrund in Kindertageseinrichtungen und Horten: Unterschiede zwischen den Gruppen nicht vernachlässigen! in: DIW-Wochenbericht, ISSN 1860-8787, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, Vol. 82, Iss. 1/2, S. 12-21. 
 
Riedel, Birgit/Lüders, Kilian (2016): Flüchtlingskinder in der Kita - Zugänge gestalten, Kooperationen stützen! Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis, 61, 138-142.